Bonis, Mel
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Bonis, Mel

Dass man auch heute  - in einer Zeit intensiver Erforschung vergangener Musikepochen – noch gelegentlich überraschende Entdeckungen machen kann, wird am Beispiel der französischen Komponistin Mel Bonis deutlich. Sie gehört zu jenen schöpferischen Musikerpersönlichkeiten der Jahrhundertwende, deren Kompositionen den Stürmen der damaligen  musikstilistischen Umbruchzeit zum Opfer fielen und aus dem Bewusstsein der Musikszene verschwanden. Sieht man sich jedoch heute, hundert Jahre nach diesen bewegenden Ereignissen, z.B. die Kammermusikwerke dieser Komponistin genauer an, erscheint die Tatsache,  dass sie dem Vergessen anheim fielen, unverständlich. Wir entdecken  Werke, die durch „ihre Mischung von Formvollendung und zarter Expressivität, von instrumentaler Brillanz und fein abgestufter Klangkultur“ (W. Labhart, 1996) bestechen, zu den wichtigsten Kammermusikkompositionen der französischen Postromantik gehören und heute eine große Bereicherung der Musikprogramme sein könnten.

 

Das Leben von Mélanie Domange ist die Biographie einer französischen Musikerin der Belle Epoque im Konflikt zwischen Ambition und Konvention, zwischen musikalischer Neigung  und ihrer Aufgabe als Frau und Mutter.

1858 in Paris geboren , wird sie 1877, gefördert durch César Franck, am Conservatoire Supérieur aufgenommen und studiert dort erfolgreich, wie mehrere Preisauszeichnungen bezeugen, bei Ernest Guiraud bis 1881. 1883 heiratet sie den Industriellen Albert Domange und bringt bis 1898 vier Kinder zur Welt. Um den erwähnten Konflikt zu vermeiden und doch noch ihre schöpferischen Ziele zu verwirklichen, hat sie zeitlich unterschiedliche Prioritäten gesetzt. Erst als die Kinder herangewachsen sind, erhält die Musik erneut Vorrang. Und so entstehen ihre wichtigsten Werke zwischen 1900 und 1914. Der Beginn des 1. Weltkriegs setzt dieser Entwicklung ein Ende. Die Kriegsteilnahme ihrer Söhne, ihr Engagement für Waisenkinder und Kriegsgefangene, der Tod ihres Mannes 1918 und des jüngsten Sohnes 1932 überfordern sie körperlich und seelisch. Bis zu ihrem Tod 1937  leidet sie unter einer lang andauernden Depression.

 

Mel Bonis gehört zu jenem Typus französischer Musiker, die, von César Franck ausgehend, einen Stil entwickelten, der sich formbewusst gibt, in Aufbau und Ablauf der Tradition verpflichtet bleibt, sich aber dennoch den Neuerungen der Zeit nicht verschließt. Mel Bonis zeigt sich besonders im harmonischen Bereich experimentierfreudig und bezieht impressionistische Stilelemente, Folklorismen und Exotismen selbstverständlich in den Schaffensprozess mit ein. Das Klavier als ihr ureigenstes Instrument ist für sie Gegenstand schöpferischer Verwirklichung und harmonischer Experimentierfreude. So durchzieht die Klavierkomposition ihr gesamtes musikalisches Leben wie ein roter Faden. Daneben sind aber auch, besonders in der Zeit zwischen 1900 und 1914, Kammermusikwerke, Lieder, geistliche Chor- und Solowerke, Orgelkompositionen und  Orchesterwerke entstanden.

 

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Notenbeispiel

98001 Bonis, Mel

Sonate cis-moll für Flöte und Klavier

Von besonderer Bedeutung ist die 1904 bei Demets veröffentlichte, Louis Fleury, dem berühmten Lehrer am Conservatoire und Freund der Familie Domange, gewidmete Sonate in cis-moll. Sie ist ein großangelegtes 4-sätziges Werk, ganz aus dem Charakter der Flöte, dem Instrument der Leichtigkeit und des Lichtes, empfunden, voller Poesie und spätromantisch-impressionistischer Atmosphäre – ein typisch französisches Werk.

Schwierigkeitsgrad 4-5

Andante con moto

98020
Notenbeispiel

98020 Bonis, Mel

Scherzo (Finale)

pour Flute et Piano

Scherzo

98015
Notenbeispiel

98015 Bonis, Mel

Andante et Allegro

pour Flute et Piano

Andante

98014
Notenbeispiel

98014 Bonis, Mel

Une Flute soupire pour Flute et Piano

 

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Notenbeispiel

98013 Bonis, Mel

Pièce pour Flute et Piano

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Notenbeispiel

98012 Bonis, Mel

Air Vaudois pour Flute et Piano

98006

98006 Bonis, Mel

Scènes de la foret

Fassung für Flöte, Viola und Harfe

Die harfentypische Struktur des Klaviersatzes lässt vermuten, dass dieses Werk auch für Harfe geschrieben worden ist. Dafür spricht auch die Fülle der Chromatismen vor allem des 2. Satzes, die sich nur mit der chromatischen Harfe, einem heute nicht mehr gebräuchlichen Instrument zufriedenstellend realisieren lässt. Bei der Herausgabe des Werkes wurde daher neben der Klavierfassung (98007) auch eine Fassung für Harfe in Anlehnung an die Besetzung der Sonate von Claude Debussy (Flöte, Viola,Harfe) hergestellt. Es sei darauf hingewiesen, dass die Flötenstimmen der verschiedenen Fassungen nicht identisch sind.
98007

98007 Bonis, Mel

Scènes de la foret

Fassung für Flöte, Horn in F und Klavier

Diese Erstausgabe der " Scènes de la foret" gründet auf einer Kopie der Instrumentalstimmen von 1928 und auf einem undatierten Partitur-Manuskript, die vier Stücke für Flöte, Horn und Klavier umfassen. Diese vier Stücke - 1. Nocturne- 2.A láube - 3. Invocation - 4. Pour Artémis sind spätromantisch-impressionistische Klangbilder beschreibenden Charakters, kontrastreich, farbig und von erstaunlicher harmonischer Fantasie und Kühnheit. Oft werden die tonalen Grenzbereiche ausgelotet, der Schritt in die Atonalität jedoch wird bewusst vermieden. Die disziplinierte und strukturbewußte Handschrift der Komponistin ist immer spürbar.

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98017 Bonis Mel

Suite im alten Stil   Suite dans le style ancien

für Flöte, Violine, Viola (Klarinette) und Klavier

Partitur und Stimmen